Resistenza

Mit dem Begriff Resistenza (italienisch für Widerstand) bezeichnet man die Gesamtheit von Parteien und politischen Bewegungen, die zwischen September 1943 und Mai 1945 Widerstand gegen die deutsche Besetzung Italiens und die faschistische Italienische Sozialrepublik (Repubblica Sociale Italiana, RSI) leisteten. Mit 200.000 bis 250.000 aktiv kämpfenden Partisanen zum Zeitpunkt ihrer größten Ausdehnung im April 1945 stellt die italienische Resistenza die zahlenmäßig stärkste Partisanenbewegung in Westeuropa während des Zweiten Weltkriegs dar, nach der jugoslawischen die zweitgrößte in Europa.

Eine Partisanenformation während der Resistenza

Erste Gruppen von Partisanen formierten sich nach dem 8. September 1943 als Reaktion auf das Bekanntwerden des Waffenstillstands von Cassibile. Durch Sabotageaktionen sowie Attentate auf Nationalsozialisten und italienische Faschisten nahm die Resistenza in einem Guerillakrieg den Kampf gegen die nationalsozialistische Besatzung und die Mitte September 1943 gegründete faschistische RSI auf. Die Nationalsozialisten und Faschisten reagierten nicht selten mit Repressalien. Im Zuge des italienischen Partisanenkriegs verübten Einheiten der SS, Wehrmacht und faschistischen RSI eine Reihe von Massakern, denen insgesamt mehr als 12.700 Zivilisten zum Opfer fielen. Zeitgleich zum Partisanenkampf drangen die bereits am 10. Juli 1943 auf Sizilien gelandeten angloamerikanischen Truppen im Rahmen des Italienfeldzugs langsam nach Norditalien vor. Nach der These des Historikers Claudio Pavone kann die Resistenza als Verbindung von nationalem Befreiungskrieg (gegen die deutsche Besatzung), Bürgerkrieg (gegen die republikanischen Faschisten) und Klassenkrieg (gegen die padroni, die besitzende Schicht) charakterisiert werden. Ende September und Anfang Oktober 1943 befreite sich Neapel in einer viertägigen Volkserhebung von der deutschen Besatzung. Rom wurde bereits im Juni 1944 von alliierten Truppen befreit, Florenz vor dem Hintergrund des alliierten Vorstoßes von Partisanen Anfang September 1944. Ende April 1945 kam es in Oberitalien zur Massenerhebung gegen die nazifaschistische Besatzung, sodass die meisten Städte der Lombardei, des Piemonts und Venetiens bereits vor den vorrückenden Angloamerikanern befreit waren. Am 28. April 1945 wurde Benito Mussolini von Partisanen erschossen, am Tag darauf wurde die Kapitulation für die in Italien stehenden deutschen Truppen unterzeichnet, die am 2. Mai in Kraft trat.

Führungsorgan der Resistenza war das von sechs antifaschistischen Parteien gebildete nationale Befreiungskomitee (Comitato di Liberazione Nazionale, CLN). Mit 40 Prozent stellten die kommunistischen Brigate Garibaldi den größten Teil der Partisanenbewegung; 25 Prozent bildeten Verbände der Aktionspartei (Partito d’Azione, PDA). Numerisch nicht unbedeutend waren auch die autonomen Verbände, die keiner Partei unterstanden. Die Formationen des städtischen Widerstandes waren in den kommunistischen Gruppi d’Azione Patriottica und Squadre d’Azione Patriottica organisiert.

Nach 1945 bestimmte eine antifaschistische Meistererzählung jahrzehntelang den öffentlichen Diskurs, der zufolge die Resistenza eine breit angelegte Volksbewegung war. Die Resistenza stellte für die öffentliche Meinung die ideelle Grundlage der 1947 verabschiedeten republikanischen Verfassung dar und war nach Auffassung mancher Historiker „Gründungsmythos“ der italienischen Republik. In den 1990er-Jahren kam es im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion und des sogenannten Tangentopoli-Korruptionsskandals, der zum Ende des bisherigen Parteiensystems in Italien führte, zu einer Entmythisierung der Resistenza. Die italienische Widerstandsbewegung wurde Gegenstand sogenannter revisionistischer Geschichtsdeutungen. Polemische Debatten entspannen sich um dunkle Aspekte der Widerstandsbewegung wie das „Todesdreieck“ (triangolo della morte) in der Emilia-Romagna, das Massaker von Porzûs oder die sogenannten Foibe-Massaker in der slowenisch-kroatisch-italienischen Grenzregion. Der 25. April wird bis heute in Erinnerung an die Befreiung von 1945 als nationaler Feiertag begangen.

Während sich die ältere Forschung auf den militärischen Widerstand und die Geschichte der Parteien in der Resistenza konzentrierte, hat die jüngere Geschichtswissenschaft seit den 1980er- und 90er-Jahren auch den zivilen Widerstand als Forschungsfeld entdeckt. Zudem hat sich die Beschäftigung mit den nationalsozialistischen und faschistischen Massakern als eigenständiger Forschungszweig etabliert. Erst seit der Jahrtausendwende sind das Erbe der Resistenza sowie der städtische Widerstand eingehend untersucht worden.


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